„heute kann es regnen, stürmen oder schneien – uns egal wir kennen inzwischen jedes Wetter.“ – so oder so ähnlich klangen die ver.di-Aktiven im Südwestrundfunk, als sie sich im Herbst immer noch in der Tarifrunde wiedergefunden haben. Und diese Tarifrunde hatte es in sich: Erst 11 Monate nach Verhandlungsbeginn konnten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf einen neuen Entgelt-Tarifvertrag einigen. Dafür waren mehr als 10 Streiktage und unzählige Aktionstage notwendig – ein neuer Rekord im SWR.
Die harte Tarifauseinandersetzung kam nicht unerwartet: Auf die berechtigten Forderungen der Kolleg*innen reagierte der Sender ablehnend. Mit Verweis auf die klamme Finanzlage wurden die Forderungen nach einem sozialen Ausgleich vehement abgeschmettert. Aber gerade die geforderte soziale Komponente war für Kolleginnen und Kollegen aller Gehaltsklassen Grund zu kämpfen: Mit mehr als 400 Streikenden in der Spitze waren die Streiks so erfolgreich wie nie beim Südwestrundfunk.
Und letztendlich haben sich die Monate mit Aktionen und Streiks gelohnt. Das im November erreichte Tarifergebnis sieht eine gute lineare Steigerung und eine deutliche soziale Komponente vor. Was lange währt, wird endlich gut!
Ganz anders dagegen bei der Telekom-Tochter T-Systems. Hier hatte sich der Konzern im Frühjahr noch geweigert, das Unternehmen mit in die Tarifverhandlungen zu den restlichen Konzern-Unternehmen mitaufzunehmen. Im Herbst konnte es dann plötzlich nicht mehr schnell genug gehen. Obwohl der aktuelle Entgelttarifvertrag noch bis zum 31.12.2024 läuft, wurde schon im November nach fünf innerhalb weniger Wochen stattfindender Tarifverhandlungen ein Ergebnis erzielt: 1550 € Inflationsausgleichsprämie im Dezember 2024, 190 € mehr ab August 2025 und nochmal 4 % mehr im August 2026.
In Leinfelden, immerhin größter Standort in Süddeutschland, sorgte der schnelle Abschluss zunächst für Ernüchterung. Hier hatte eine immer größer werdende Gruppe aktiver ver.di-Mitglieder und Sympathisant*innen direkt nach dem Abschluss der Telekom im Frühsommer damit begonnen, Strukturen für einen eigenen Arbeitskampf aufzubauen. Jede Abteilung wurde auf mögliche Beteiligung und Unterstützer*innen abgeklopft, neue Mitglieder wurden gewonnen und sogar schon erste Aktionen begleitend zu den Verhandlungen durchgeführt. Knapp 160 Beschäftigte zeigten der Verhandlungskommission in einer digitalen Mittagspausenaktion ihre Unterstützung. Ein Abschluss bevor es „richtig los gehen kann“ passte nicht zu der für den Standort früher eher unüblichen gewerkschaftlichen Energie.
Mittlerweile ist der alte Kampfgeist wieder zurück. Die neu geschaffenen Strukturen sollen weiter ausgebaut werden, um bei der nächsten Tarifrunde nochmal wirksamer zu werden. In der Zwischenzeit wollen sich die Kolleg*innen den tagesaktuellen Herausforderungen am Standort widmen und auch die Betriebsratswahl 2026 wirft langsam ihre Schatten voraus. Langweilig wird es nicht.
Autor: Maximilan Heß